Ring-Revolution: Moderne Neufahrzeuge erobern die Schienen

Blick von oben auf eine S-Bahn, Baureihe 483/484
© Reimann/VBB

Seit Mitte September sind die „Neuen“ komplett: 106 moderne S-Bahn-Fahrzeuge sind im Berliner (und zum Teil Brandenburger) S-Bahn-Netz unterwegs. Ein Grund für uns, einen genauen Blick darauf zu werfen. Wie kommen neue S-Bahn-Fahrzeuge auf die Schienen, was ist das Besondere an diesen 106 „Neuen“ und was hat der VBB damit zu tun?

VBB und S-Bahn Berlin: Die Neuvergabe des Teilnetzes Ring

Der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) umfasst RegionalExpress- und RegionalBahn-Linien sowie die S-Bahn. Der VBB übernimmt im Auftrag der Länder Berlin und Brandenburg die Bestellung und Angebotsplanung für diese Verkehrsleistungen, sowie auch das Verkehrsvertragscontrolling. Die Verträge müssen vor ihrem Ablauf erneuert, das heißt öffentlich ausgeschrieben werden. Für das Teilnetz Ring (Linien S41, S42, S46, S47 und S8) wurde dies im Dezember 2015 mit der S-Bahn Berlin GmbH, die zur Deutschen Bahn AG gehört, gemacht. Eine wesentliche Vorgabe bei der Neuvergabe war der Einsatz von Neufahrzeugen. Nicht nur die Entwicklung und Zulassung einer völlig neuen Fahrzeugbauart für das Berliner S-Bahn-Netz, mit abweichenden Parametern im Vergleich zum restlichen deutschen Bahnnetz, erstreckte sich über mehrere Jahre. Auch die Serienproduktion einer so großen Anzahl von Fahrzeugen, wie sie hier benötigt wird, nimmt einige Zeit in Anspruch. Deshalb erfolgte die Betriebsaufnahme stufenweise. In der ersten Betriebsstufe wurde am 1. Januar 2021 der Betrieb auf der Linie S47 mit den neuen Fahrzeugen aufgenommen. Es folgten im Jahr 2022 die Betriebsaufnahmen auf der Linie S46 (ab 1. Juli) und auf der S8 (ab 14. Oktober). Die neuen Fahrzeuge erlauben auf der Linie S8 längere Züge und eine Verlängerung der Linie zu Stoßzeiten nach Wildau. Damit ist der wichtige Hochschul-, Gewerbe- und Wohnstandort Wildau nun in den Hauptverkehrszeiten alle 10 Minuten mit der S-Bahn erreichbar.

Weil das Herstellerkonsortium, bestehend aus den Firmen Siemens und Stadler, die neuen Fahrzeuge zum Teil bereits vorfristig lieferte, einigten sich die S-Bahn Berlin GmbH, die Länder Berlin und Brandenburg und der VBB darauf, diese Fahrzeuge vorübergehend auf der Linie S45 zum Einsatz zu bringen, die nicht zum Teilnetz Ring gehört. Die älteren Fahrzeuge von dort wurden während dieser Zeit im übrigen Netz verwendet, um den Betrieb zu stabilisieren. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 werden die neuen Fahrzeuge schrittweise auf den Ringlinien S41 und S42 eingesetzt. Im Verkehrsvertrag ist die Betriebsaufnahme auf diesen Linien im Jahr 2023 in zwei Stufen ab April und ab Oktober vorgesehen. Die Beteiligten verständigten sich jedoch darauf, die bereits vorhandenen neuen Züge sukzessive in den Einsatz auf den Ring zu bringen. Mit weiterem Zulauf der Neufahrzeuge lösten diese dort schrittweise die älteren Baureihen 480 und 481 ab. Viel Hintergrundwissen zu den vertraglichen und rechtlichen Rahmenbedingungen – drin steckt, dass nun seit September 2023 auf den beiden Ringlinien ausschließlich die neuen Züge rollen. Und das nicht nur mit mehr Komfort, sondern auch mehr Sitzplätzen. Denn mit dem Einsatz dieser neuen Fahrzeuge werden die Züge auf den Linien S41 und S42 von bisher sechs Wagen auf nun acht Wagen verlängert. Das erhöht die Kapazität auf dieser wichtigen innerstädtischen Strecke um ein Drittel.

Neue S-Bahn-Fahrzeuge: Komfort, Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit

Neben der zusätzlichen Platzkapazität bieten die neuen Fahrzeuge den Fahrgästen viele weitere Vorteile: Der Innenraum ist klimatisiert und angenehm das ganze Jahr über. Es gibt moderne Anzeigetafeln innen und außen, die auch mithilfe von Informationen über Umstiegsstationen Fahrgästen helfen, sich zu orientieren. Die barrierefreie Gestaltung nach dem aktuellen Stand der Technik erleichtert mobilitätseingeschränkten Fahrgästen die Mitfahrt. Außerdem sind die neuen Züge leise und bieten eine ruhige Fahrt. Die Einführung dieser Fahrzeuge auf den Ringlinien bedeutet eine neue Epoche komfortableren S-Bahn Verkehrs. Der Verkehrsvertrag für diese Fahrzeuge läuft bis 2035, danach werden sie, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, im Rahmen einer neuen Ausschreibung an andere Betreiber übergeben.

Wir finden die neuen Fahrzeuge können sich sehen lassen! Es folgen ein paar Eindrücke von der Presseveranstaltung am 18.09.2023 zur feierlichen Auslieferung des letzten Fahrzeugs mit v.l.n.r. Jure Mikolčić, CEO Stadler Deutschland, S-Bahn-Chef Peter Buchner, Manja Schreiner, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, VBB-Geschäftsführerin Ute Bonde und Elmar Zeiler, Head of Commuter and Regional Trains, Siemens Mobility:

Von links nach rechts stehen Jure Mikolčić, CEO Stadler Deutschland, S-Bahn-Chef Peter Buchner, Manja Schreiner, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, VBB-Geschäftsführerin Ute Bonde und Elmar Zeiler, Head of Commuter and Regional Trains, Siemens Mobility vor der neuen S-Bahn.
Blick auf den Führerstand eines Neufahrzeuges der S-Bahn
Blick auf das neue Mehrzweckabteil der S-Bahn
© Jens Wiesner © Jens Wiesner