Klimaneutralität im Verkehr - Wie funktioniert sie wirklich?

Blick auf den NEB-Zug Mireo Plus H
© NEB/H. Gummersbach

Der Verkehrssektor ist weltweit für 23 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Anders ausgedrückt: Jede fünfte Tonne des klimaschädlichen Gases stammt aus dem Verkehr. Diese Situation muss sich dringend ändern. Das Ziel ist klar: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß um 40 Prozent reduziert werden. Bis 2045 strebt die deutsche Bundesregierung Klimaneutralität an. Das bedeutet, dass wir in weniger als 25 Jahren keine CO2-Emissionen mehr verursachen. Gleichzeitig bleibt aber das Bedürfnis nach Mobilität bestehen. Um diesem gerecht zu werden und die Klimaziele zu erreichen, spielt der ÖPNV in Berlin und Brandenburg eine entscheidende Rolle.

Eine Bahnfahrt verursacht bereits jetzt zwei Drittel weniger CO2 als eine Autofahrt. Während Elektromobilität im Straßenverkehr noch relativ neu ist, fahren Züge seit vielen Jahrzehnten elektrisch. Der Strom für den Antrieb wird meist aus Oberleitungen bezogen. Trotz des baulichen Aufwands ist dieser Betrieb sowohl ökologisch als auch ökonomisch sehr effizient. Wenn dieser Strom auch noch aus erneuerbaren Energien stammt, ermöglicht dies einen nahezu emissionsfreien Betrieb. So, wie bei der S-Bahn Berlin, die bereits mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird. Bei den Regionalzügen in Berlin und Brandenburg werden derzeit 74 Prozent der Zugkilometer elektrisch mit Strom aus der Oberleitung betrieben. Das ist ein guter Zwischenstand, aber noch nicht genug. Unser Ziel im VBB: Bis Mitte der 2030er Jahre soll der Schienenverkehr komplett dieselfrei sein!

Die Technologien zur Elektrifizierung des Bahnverkehrs

Welche Technologie kommt auf dem Weg zur Dieselfreiheit in Frage? Neben der Energieeffizienz wird auch der Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur bei der Auswahl des optimalen Fahrzeugkonzepts berücksichtigt. Eine vollständige oder teilweise Elektrifizierung – d.h.  eine Oberleitung auf der gesamten oder einer Teillänge der Zugstrecke – erfordert eine umfangreiche Infrastruktur, während Wasserstoff- und Dieselantriebe weniger bauliche Veränderungen an der Strecke benötigen. Welches Fahrzeugkonzept letztlich zum Einsatz kommt, hängt von der Wirtschaftlichkeit der jeweiligen Antriebsart ab. Dabei spielen sowohl der Energiebedarf und die verfügbare Antriebsenergie als auch die Ladeinfrastruktur entlang der Strecke und ihr aktueller Ausbauzustand eine Rolle. Diese Faktoren zusammen bestimmen, welche Antriebsart auf welcher Strecke am sinnvollsten und wirtschaftlichsten ist.

HEMU, BEMU oder EMU – wie bitte?

Knappe Abkürzungen beschreiben die unterschiedlichen Antriebsarten im Zugverkehr. Wir stellen sie kurz vor:

Wasserstoffzug (HEMU): Diese Züge nutzen Wasserstoff als Brennstoff, der in einer Brennstoffzelle mit Sauerstoff reagiert und dabei elektrische Energie erzeugt. Diese Energie treibt den Elektromotor des Zuges an. Ein Vorteil ist, dass nur Wasser als Abfallprodukt entsteht, was den Betrieb emissionsfrei macht.

Batteriezug (BEMU): Batteriezüge speichern elektrische Energie in Batterien, die entweder an Bahnhöfen oder während der Fahrt unter Oberleitungen aufgeladen werden. Diese Technologie ist besonders nützlich auf Strecken, die nicht vollständig elektrifiziert sind, da sie flexibel einsetzbar ist.

Elektrischer Triebwagen (EMU): Diese Züge beziehen ihre Energie direkt aus Oberleitungen, die entlang der gesamten Strecke installiert sind. 

Der SPNV steht als klimafreundliches Verkehrsmittel weit vor dem Auto und noch deutlich vor dem Bus. Abschließend lässt sich sagen, dass die Wahl der Antriebstechnologie im Bahnverkehr von vielen Faktoren abhängt, darunter die vorhandene Infrastruktur, die Wirtschaftlichkeit und die Umweltfreundlichkeit. Während Wasserstoff- und Batteriezüge auf nicht elektrifizierten Strecken Flexibilität bieten, bleibt der elektrische Triebwagen auf elektrifizierten Strecken die effizienteste und umweltfreundlichste Option. Darauf stellen wir uns im VBB ein.  Deswegen werden auf der Heidekrautbahn in einem Pilotprojekt, das im Dezember 2024 den Betrieb aufnimmt,  Züge mit Wasserstoffantrieb (HEMU) eingesetzt. Der Wasserstoff wird lokal vor Ort im Landkreis Barnim gewonnen und neben den Zügen z.B. auch für den Antrieb von Bussen und Abfallfahrzeugen genutzt. Im Netz Ostbrandenburg wiederum kommen Akkutriebzüge (BEMU) zum Einsatz, die Teilstrecken ohne Fahrdraht (=Oberleitung) auf der Strecke durch ihren Akkuantrieb überbrücken können. Und im Netz Elbe-Spree nutzen wir seit Jahren elektrische Züge (EMU) auf den Strecken, die vollständig elektrifiziert sind. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 kommen die alternativen Antriebe bei uns also so richtig auf die große Bühne. 7 neue Wasserstoffzüge fahren unsere Fahrgäste, mit lokal vor Ort produziertem Wasserstoff, klimaneutral von A nach B. Auch die 31 neuen Akkutriebzüge im Netz Ostbrandenburg der NEB sparen zukünftig tausende Tonnen CO2 - und das ist erst der Anfang!

Beschrieben werden die neuen Antriebsarten
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