Steht man vor dem Kaiserbahnhof im Örtchen Halbe fühlt man sich ein Stück weit in die Vergangenheit zurückversetzt. Das beeindruckende Backsteingebäude lässt vermuten, dass es eine herrschaftliche Geschichte hat. Es wurde 1865 erbaut und diente als königlicher Empfangspavillon speziell für die Jagdausflüge des damaligen Königs und späteren Kaisers. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz. 2010 wurde es von Peter Macky, der sich beim ersten Anblick in das Gebäude verliebte, gekauft und über viele Jahre hinweg aufwendig saniert. Das Ziel: Den Zustand aus Kaisers Zeiten wiederherstellen.
Alte Bahnhöfe revitalisieren und zentrale Mobilitätshubs entwickeln
Das Land Brandenburg hat den Beschluss gefasst, sich für den Erhalt und die Nutzung von Bahnhofsgebäuden, auch Empfangsgebäude genannt, einzusetzen. Um (potenzielle) Eigentümer*innen zu unterstützen, wurde 2018 die Kompetenzstelle Bahnhof beim VBB eingerichtet. Die Mitarbeiter*innen der Kompetenzstelle Bahnhof sind in Brandenburg unterwegs und besichtigen Empfangsgebäude, um einen Eindruck vom Gebäudezustand, der Größe und der (möglichen) Nutzung zu bekommen. Sie beraten private Eigentümer*innen und Kommunen bei der Instandsetzung und beantworten Fragen zur Freistellung. Des Weiteren zeigen sie Fördermöglichkeiten auf, vermitteln Kontakte und bringen beteiligte Akteur*innen zusammen, um über Entwicklungsperspektiven und Herausforderungen zu sprechen. Eigentümer*innen und alle, die es werden wollen, können sich auf das Netzwerk der Kompetenzstelle Bahnhof verlassen, welches stetig erweitert wird. Dazu zählen etwa die Deutsche Bahn, das Eisenbahnbundesamt, viele Kommunen sowie CoWorker*innen und vereinzelt auch Künstler*innen. Die Kompetenzstelle Bahnhof bemüht sich auch um einen komfortablen Umstieg am Bahnhof auf andere Verkehrsmittel: Attraktive und sichere Abstellmöglichkeiten am Bahnhof für Fahrräder (Bike-and-Ride-Anlagen) und Autos (Park-and-Ride-Stellplätze) fallen ebenfalls in ihren Zuständigkeitsbereich.
Die Bedeutung von Bahnhofsgebäuden
Bahnhöfe sind DAS Aushängeschild der Schiene. Um die Verkehrswende zu schaffen, braucht es ein gutes Angebote auf Schiene und Straße, um die Menschen vom ÖPNV zu überzeugen. Das Ensemble des Bahnhofs ist dabei ein ganz wichtiger Baustein und Fokus der Kompetenzstelle.
Leerstehende Bahnhofsgebäude werden oft Ziel von Vandalismus, verfallen über die Zeit und hinterlassen vielerorts keinen einladenden Eindruck. Die Kompetenzstelle Bahnhof, der VBB und das Land Brandenburg setzen sich dafür ein, dass diese historischen und industriellen Bauwerke wiederbelebt und sinnvoll genutzt werden. Eine attraktive Gestaltung des Bahnhofes wirkt einladend für Reisende und Pendler. Ein belebter Bahnhof verbessert zudem das Sicherheitsgefühl der Reisenden. Durch das Schaffen von Mobilitätshubs an Bahnhöfen ergeben sich für die Anwohner*innen kurze Wege. Beispielsweise dann, wenn sich die Poststelle, der Fahrradladen und die Apotheke direkt im Empfangsgebäude befinden. Ein guter und angepasster Nutzungsmix an und in Bahnhofsgebäuden erhöht zudem die Attraktivität der Schiene und macht Lust auf das Reisen mit dem Zug.
Nutzungsmöglichkeiten so vielseitig wie die Anwohner*innen
Die Nutzungsmöglichkeiten von Bahnhofsgebäuden sind so vielseitig wie die Bedürfnisse der Anwohner*innen. Durch die Größe der Gebäude sind Mehrfachnutzungen nicht nur erwünscht, sondern notwendig. Das hat den Vorteil, dass an diesen Bahnhöfen ein gemeinschaftlicher Ort der Kommunikation entsteht und sich unterschiedliche Gruppen treffen können, die sich sonst womöglich nie kennengelernt hätten. Die Empfangsgebäude eignen sich sowohl als öffentliche Einrichtungen (Bibliotheken, Ärztezentren, Ämter) als auch für private und gewerbliche Nutzungen (Wohnungen, Büros, CoWorking-Räume, Gastronomie und Hotellerie, Ausstellungs- und Veranstaltungsräume).
Ein Job mit Sinn
Die Kompetenzstelle Bahnhof setzt sich für mehr Qualität an Bahnhöfen ein und ist mittlerweile eine Institution. Die Revitalisierung von Bahnhofsgebäuden ist ein bislang noch nicht ausgeschöpftes Potenzial der Verkehrswende, dementsprechend engagieren sich die Mitarbeiter*innen mit sehr viel gebündelter Kompetenz und Herzblut. Bei den Einzelprojekten stellen sie immer wieder fest, dass sich einheitliche Standards nicht immer umsetzen lassen. Jede Kommune befindet sich in einer anderen, sehr eigenen Situation, was Einwohnerzahl, Bedarf und Lage vor Ort betrifft. Die Mitarbeiter*innen werten die einzelnen Standorte sehr individuell und versuchen, gemeinsam mit allen Beteiligten exakt für jedes Projekt die passende Lösung und auch Standards zu finden, die sich wirklich umsetzen lassen. Die Bahnhöfe der Gemeinden gehören gedanklich wieder mehr ins Zentrum gerückt. Die Vernetzung und Koordination unterschiedlicher Protagonisten zum Wohl der Fahrgäste – das ist das Credo der Kompetenzstelle Bahnhof.
Bitte beachten: Alle Fotos der Kompetenzstelle Bahnhof haben das © Marion Hunger!